News
Call for papers: XIV. Kongress der IVG
Deutsch und romanische Sprachen kontrastiv: Brückenschlag zwischen kontrastiv-typologischer Grammatikforschung und Fremdsprachendidaktik
Sektionsbeschreibung
Dass der synchrone Vergleich zweier oder mehrerer Sprachen, welcher aus methodischer Sicht die Grundlage der kontrastiven Grammatik darstellt, ein wertvolles Instrument für den Fremdsprachunterricht sein kann, hat schon die „Fehlerlinguistik“ aus den vierziger-fünfziger Jahren des 20. Jhs. (Charles C. Fries, Robert Lado) erkannt. Diese hat sich darum bemüht, Unterschiede zwischen Sprachsystemen (d.h. zwischen Muttersprache/L1 und Fremdsprache/L2) als potentielle Fehlerquellen im Fremdsprachenerwerb hervorzuheben sowie Gemeinsamkeiten zu unterstreichen, die einen „positiven Transfer“ bei den Lernenden erleichtern. Neue Impulse für die praxisbezogene Anwendung sprachvergleichender Betrachtungen hat in jüngerer Zeit aber auch die typologische Forschung gegeben, obwohl sie im Schwerpunkt ein theoretisches Interesse verfolgt, das auf der Basis des Vergleichs und der Klassifikation von Sprachen versucht strukturelle Eigenschaften zu erfassen, um übereinzelsprachliche Variation und Universalien aufzudecken. So sind zahlreiche Publikationen entstanden, die sich mit einzelnen sprachenpaarspezifischen Erscheinungen auf jeweils phonologischer, morphologischer, lexikalischer und syntaktischer Ebene befassen – auch Aspekte auf den Ebenen der Semantik, der Textualität oder der Pragmatik werden thematisiert. Brücken zu schlagen zwischen der kontrastiven Grammatikforschung, der typologischen Forschung und der Fremdsprachendidaktik aus theoretischer, methodologischer sowie anwendungsbezogener Perspektive stellt jedoch weiterhin in mehrerer Hinsicht ein Forschungsdesideratum dar.
In dieser Sektion wird eine Debattenperspektive vorgeschlagen, die kontrastive Grammatikforschung als Sprachtypologie im Kleinen sieht (Van der Auwera) und als feingranulare Studien zu sprachtypologischen Fragestellungen, Erklärungsansätzen und Zielsetzungen betrachtet. Die sprachvergleichende grammatische Darstellung mit kontrastiv-sprachtypologischer Ausrichtung fügt einerseits der etablierten formorientierten Perspektive eine funktionsorientierte Perspektive hinzu. Andererseits begründen die daraus entwickelten funktionalen Konzepte die Bestimmung grammatischer Vergleichsgrößen (sog. Tertium Comparationis). Dies kann ein großes Potential für die fremdsprachendidaktische Praxis entfalten.
Gerade für den Fremdsprachunterricht scheint eine an funktional-semantisch definierten Vergleichsgrundlagen ausgerichtete kontrastive Grammatikdarstellung wünschenswert zu sein, da durch einen an typologischen Ergebnissen orientierten Sprachunterricht die Konzeptualisierungsunterschiede und deren Niederschlag in grammatischen und lexikalischen Strukturen zwischen der eigenen und der zu lernenden Fremdsprache deutlicher herausgearbeitet werden können. Ziel der Sektion ist zu erarbeiten, inwiefern eine kontrastiv-typologische und die fremdsprachendidaktische Forschungsrichtung im Hinblick auf eine Konzeptionierung einer multiperspektivischen vergleichenden Grammatikschreibung produktiv zusammengeführt werden können.
Es soll zum einen die allgemein-sprachvergleichende Sicht mit der kontrastiv-typologischen Grammatikschreibung in Dialog treten und zum anderen die Praxis-Seite (Fremdsprachendidaktik und Lehrforschung) diese beiden Seiten kritisch auf ihre Relevanz für den Fremdsprachunterricht prüfen. So stehen im Interessenfokus der Sektion zuerst einmal theoretisch-methodische Fragen: Die unterschiedlichen Ansätze der innerromanischen und der deutsch-romanischen Kontrastivforschung sowie allgemeinlinguistische Ansätze zum Sprachvergleich sollen debattiert und miteinander verglichen werden und erlauben damit eine Herangehensweise nicht nur der Gegenüberstellung von z.B. Deutsch und Italienisch bzw. Deutsch und Spanisch, sondern auch den Vergleich zwischen romanischen Sprachen untereinander sowie die multilinguale vergleichende Perspektive und Analyse.
Fragestellungen
- Welche Beschreibungsverfahren und Methoden werden in der deutschsprachigen allgemeinlinguistischen Grammatikschreibung verwendet? Unterscheiden sich diese von denen der kontrastiven und der romanistischen Linguistik?
- Erfordert die Beschreibung grammatischer Phänomene für eine multilinguale Untersuchung davon abweichende Beschreibungsverfahren? Mithilfe welcher Methoden sollten sie erforscht werden?
- Wo liegen Unterschiede und Gemeinsamkeiten? Welche konkreten Themen zeichnen sich als virulent im Mehrsprachigkeitskontext ab?
- Wie kann theoretisches Wissen didaktisch erfolgreich umgesetzt werden?
- Welche sprachlichen Phänomene sollten aus linguistischer und didaktischer Sicht in einer italienisch/spanisch-deutschen kontrastiven Grammatik besondere Berücksichtigung finden? Welche funktionalen Domänen sollten dafür definiert werden?
- Was bieten einsprachige und multilinguale oder Lerner-Korpora (Stichwort: Interferenzen) für die grammatikographische Datenerhebung? Welche Veränderungen im Aufbau eines Korpus wären aus kontrastiver und fremdsprachendidaktischer Sicht wünschenswert?
- Welche Problematik bringt Terminologie hier mit sich?
Thematisch einschlägige Vorschläge möglichst bald (spätestens am 31.03.2018) bitte an Angelika Wöllstein zukommen lassen: woellstein@ids-mannheim.de
Leitung der Sektion:
Prof. Dr. Angelika Wöllstein, IDS-Mannheim (Deutschland)
Ko-Leitung
Prof. Dr. Marina Foschi Albert, Università di Pisa (Italien)
Prof. Dr. María José Domínguez-Vázquez, Universidade de Santiago de Compostela (Spanien)