Kinder lernen die Sprache ihrer Eltern - oder auch die Sprachen ihrer Eltern. Dieser Vorgang wird von vielen Eltern als pädagogische Aufgabe verstanden: Die Eltern, so eine verbreitete Annahme, müssten ihren Kindern das Sprechen gezielt beibringen. Die Aufgabe der Kinder sei demnach, die Vorgaben der Eltern nachzuahmen. Verblüffend ist: Diese Vorstellung vom Spracherwerb des Kindes ist falsch!

Die Linguistik beobachtet seit Jahrzehnten den Vorgang des Spracherwerbs von Kindern und macht dabei immer wieder überraschende Entdeckungen:

Eltern werden derzeit mit Angeboten umstellt, die angeblich Kindern helfen, sprechen zu lernen. Einen belegbaren Nutzen für kommerzielle Produkte dieser Art gibt es aber nicht. Eltern sollten sich daher nicht verunsichern lassen: Ihr Kind braucht für seinen Spracherwerb weder die nahrungsergänzende Mineralienbrause noch das Sprachlernspiel für die tragbare Spielekonsole! Auch (oft politisch motivierte) Vorstellungen, wie die Spracherziehung abzulaufen habe, sind bei genauerem Hinsehen oft nicht stichhaltig. Die gute Nachricht ist vielmehr: Was Kinder brauchen, ist Ihre Zuwendung und Ansprache. Darüber hinaus ist ihr Spracherwerb ein robuster Prozess, der von Kindern mit viel Kreativität und Zielstrebigkeit gemeistert wird. 

Interessieren Sie sich dafür, wie Kinder ihre Muttersprache erlernen - und zwar wissenschaftlich untersucht und ohne kommerzielle oder politische Hintergedanken?