Die Frage nach der Herkunft der Sprache ist eine der ältesten Fragen der Menschheit. Schon in der Bibel und im Koran wird darüber spekuliert, warum nur der Mensch - als einzige Spezies - über Sprache verfügt. Die moderne Linguistik nimmt sich (in Zusammenarbeit mit der Biologie) dieses Rätsels an:
Man braucht keine tiefsinnige Sprachphilosophie, um zu erkennen, dass Tiere tatsächlich über Kommunikationssysteme (von zum Teil erstaunlicher Komplexität) verfügen. Dennoch hat der Mensch unter den Lebewesen auf der Erde ein einzigartig komplexes Kommunikationssystem: Als einzige Spezies nämlich kann der Mensch unendlich viele Aussagen bilden, die zudem inhaltlich komplex sind. Der Komplexität der einzelnen Sätze erscheint tatsächlich kaum Grenzen zu kennen. Manche Sätze mögen zu lang sein, um sie praktikablerweise zu verwenden. Trotzdem sind sie möglich:
„Peter sagt, dass Maria meint, dass Fritz behauptet hat, dass Julia bestreitet, dass ... Jan schläft.“
Keine andere Spezies hat zudem die Fähigkeit, auch über abwesende, zukünftige oder vergangene Dinge zu sprechen - und sogar über vollständig irreale oder hypothetische Zusammenhänge! Keine andere Kommunikationsform unseres Planeten außer der menschlichen Sprache erlaubt zum Beispiel Ausdrücke wie:
„Wäre ich doch hübscher - dann könnte ich in der Fernsehshow Fotomodell werden!“
Damit ist die Frage der Herkunft der Sprache nun konkreter: Welche Fähigkeiten hat der Mensch im Rahmen der Evolution erworben - was erlaubt es ihm, unendliche viele, unendlich komplexe und inhaltlich unendlich vielseitige Sätze zu bilden? Welchen Einfluss nimmt die menschliche Kultur auf seine Sprachfähigkeit - und welche Fähigkeiten sind genetisch vorgegeben? Welche Aspekte von Sprachen ergeben sich direkt aus ihrer Aufgabe als Werkzeug der Kommunikation - und welche vielleicht nicht?
Möchten Sie wissen, was der Stand der Forschung zum spannenden Thema Sprachevolution ist - und zwar jenseits der alten Mythen und Märchen?