Freitag, 16. Februar 2024

Wilhelm von Humboldt-Preis 2024 für den wissenschaftlichen Nachwuchs

DGfS vergibt Wilhelm von Humboldt-Preis 2024 für die beste Nachwuchsarbeit an Aleksandra Ćwiek und Semra Kizilkaya

Die DGfS freut sich, in diesem Jahr gleich zwei Preisträgerinnen des Wilhelm von Humboldt-Preises für den wissenschaftlichen Nachwuchs bekanntgeben zu können:

  • Aleksandra Ćwiek (ZAS/Humboldt Universität zu Berlin)
  • Semra Kizilkaya (Universität zu Köln)

Während die klassische Sprachwissenschaft die Arbitrarität der menschlichen Sprache betont, gibt es ein verstärktes Interesse an der Ikonizität von Zeichen, also ihre Motiviertheit durch das Bezeichnete. In ihrer Dissertation untersucht Aleksandra Ćwiek unterschiedliche Aspekte der Ikonizität mit korpuslinguistischen und experimentellen Methoden auf verschiedenen linguistischen Ebenen: in Texten deutscher Kinderbücher, die wortmalerische Ausdrücke verwenden; in Lautmalereien der Phantasienamen von Pokémon-Figuren und im Zusammenspiel von Zeigegesten im vertikalen Raum und der Tonhöhe gesprochener Sprache. Ihre Arbeit ist sehr anschaulich und spannend geschrieben. Über ihre Dissertation hinaus hat Aleksandra Ćwiek unter anderem als Erstautorin in einer großen Studie, Ikonizität in 28 Sprachen nachgewiesen. Diese Studie hat ein sehr großes Echo in internationalen Medien gefunden. Ihre Arbeit verdient den Wilhelm von Humboldt Preis für die kreativen Forschungsideen, das rigorose methodisches Umsetzen dieser Ideen, die Präzision in der Analyse und ihre Art, andere für ein kontroverses Forschungsgebiet zu begeistern.

Semra Kizilkaya hat in ihrer Dissertation den häufig gebrauchten, theoretisch aber undurchsichtigen Begriff der „Affiziertheit“ (affectedness) detailliert bearbeitet und ihm eine eigenständig entwickelte und zukunftsweisende Definition gegeben. Danach ist Affiziertheit ein dynamisches Ereignis, das in drei unterschiedliche Teilereignisse konzeptualisiert werden kann: In ein kausales, ein prozedurales und ein resultatives Ereignis. Diese Konzeptualisierung bettet sie geschickt in ein formales syntaktisches Modell ein, das ihr erlaubt, klare Voraussagen zu machen. So testet sie in zwei hervorragend geplanten und durchgeführten Experimenten die Bedingungen für Differentielle Objektmarkierung (DOM) im Türkischen und zeigt damit auf exzellente Weise, wie typologische Beobachtungen, theoretische Modellierung und experimentelle Anwendung zu einem beeindruckenden Fortschritt in unserem Verständnis von grundlegenden linguistischen Kategorien, wie Affiziertheit, führen können.