Die bisherigen Preisträger des Wilhelm von Humboldt-Peises für ein linguistisches Lebenswerk sind (in umgekehrter chronologischer Reihenfolge):

  • 2024: Prof. Dr. Manfred Krifka

    Die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft verlieh am 28.02.2024 auf ihrer Jahrestagung an der Ruhr-Universität Bochum den Wilhelm von Humboldt-Preis für das linguistische Lebenswerk an  Prof. Dr. Manfred Krifka. Die Laudation wurd von Sophie Repp gehalten.

    Prof. Krifka studierte und promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er im Rahmen seiner Dissertationsarbeit eine bahnbrechend neue Sichtweise auf die Analyse von Telizität und die Semantik von Nomina vorlegte. In den 1990er Jahren entwickelte Prof. Krifka ein Interesse an Fokus und fokussensitiven Partikeln und baute dieses über die Jahre zu einem innovativen, wegweisenden und sehr einflußreichen Ansatz zu Informationsstruktur aus. Ein weiteres Forschungsfeld, in dem Prof. Krifka seit vielen Jahren einen zukunfsweisenden Beitrag an der Semantik-Pragmatik-Schnittstelle leistet, ist die Analyse von Sprechakten als Handlungen, mit denen wir unsere Verpflichtungen öffentlich machen und verhandeln.

    Ein frühes Interesse an nicht europäischen Sprachen (zunächst Swahili, später dann vor allem in Bezug auf austronesische Sprachen auf Ambrym) leitete Prof. Krifka zu einem weiteren Schwerpunkt, in dem er wiederum Pionierarbeit leistete:  er zeigte auf, wie formale Semantik mit Feldforschung vereinbart werden kann und stellte hier mit wichtige neue Weichen nicht nur für die Feldforschung, sondern auch für die formale Semantik.

    Über diese und viele weitere, eindrucksvoll breitgefächerte linguistische Leistungen hinaus würdigen wir Prof. Krifka weiterhin für sein Engagement in der deutschen Wissenschaftslandschaft.  Nach seiner Dissertation zog es Prof. Krifka über Tübingen in die USA, zur University of Texas, Austin, wo er seine internationale Karriere aufbaute.  Dann aber, zur Jahrtausendwende, wurde eine Rückkehr nach Deutschland, an die Humboldt-Universität zu Berlin, beschlossen.  Hier übernahm Prof. Krifka auch die Leitung des Zentrums für Allgemeine Sprachwissenschaft (ZAS).  Es ist vor allem seinem klugen und konstanten Einsatz  und seinem konstruktiven und kooperativen Engagement mit diversen Drittmittelträgern zu verdanken, dass das ZAS heute auf sicheren Füßen als ein Leibniz-Zentrum steht und als Zentrum für internationale Spitzenforschung in der Linguistik agiert.

 

  • 2022: Prof. Dr. Rosemarie Tracy

    Die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft verlieh am 23.02.2022 auf ihrer Jahrestagung an der Universität Tübingen (online) den Wilhelm von Humboldt-Preis für das linguistische Lebenswerk an Prof. Dr. Rosemarie Tracy. Die Laudatio wurde von Petra Schulz gehalten.
     
    Die Preisträgerin hat durch ihr langjähriges, konstantes und energisches Engagement im Bereich des kindlichen Spracherwerbs und der Mehrsprachigkeit die Forschungslandschaft in der deutschen Linguistik maßgeblich verändert. Als Inhaberin eines Lehrstuhls für Anglistik befasste sie sich früh mit Themen in der Sprachdidaktik und Mehrsprachigkeitsforschung. Parallel dazu arbeitete sie sowohl aus einer Perspektive der Grundlagenforschung wie auch im Zuge direkter, praktischer, anwendungsorientierter Initiativen in enger Zusammenarbeit mit Ministerien, finanziert durch immer wieder eingeworbene, erhebliche Projektmittel diverser Landes- und Bundesprogramme. In den letzten 20 Jahren hat sich Prof. Tracy verstärkt Maßnahmen zur Verbesserung des deutschen Schul- und Kindergartenwesens in Hinsicht auf Spracherwerb und Mehrsprachigkeit gewidmet: So hat sie z.B. ein standardisiertes Testverfahren für Sprachstandserhebung im Bereich Deutsch als Zweitsprache mitentwickelt, wie auch ein Instrument zur standardisierten Erhebung der Sprachförderkompetenz pädagogischer Fachkräfte. Prof. Tracy besitzt die beneidenswerte Gabe, komplexe linguistische Befunde und Einsichten so zu vermitteln, dass sie für eine breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Sprachwissenschaftliche Erkenntnisse wurden z.B. durch eine Kontaktstelle Mehrsprachigkeit in Mannheim in die Öffentlichkeit hineingetragen, oder in Form von allgemein zugänglichen Büchern nicht nur zu Themen in der Mehrsprachigkeit und Spracherwerb, sondern auch zu durchaus brisanteren Themen wie die Deutschpflicht auf dem Schulhof zur Verfügung gestellt. Hervorzuheben ist, dass die zielorientierten Interventionen, die Bereitstellungen von Informationen, die persönliche intensive Arbeit mit Kindergärten und Schulen stets aus der Warte einer qualitativ hochwertigen, innovativen und wegweisenden Grundlagenforschung heraus erfolgen.
     
    Rosemarie Tracy verdient diesen Preis damit nicht nur als herausragende Linguistin, die die Forschungslandschaft in der Spracherwerbsforschung maßgeblich geprägt hat – sondern auch dafür, dass sie die Konsequenzen, die aus linguistischer Forschung für die Gesellschaft folgen, so überaus klar vertreten und nach Kräften bekannt gemacht hat.
     

 

  • 2020: Professor Dr. Dr. h.c. Jürgen M. Meisel


    Die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft verlieh am 4.3.2020 auf ihrer Jahrestagung an der Universität Hamburg den  Wilhelm von Humboldt-Preis für das linguistische Lebenswerk an Professor Dr. Dr. h.c. Jürgen M. Meisel.


    Der Preisträger hat die Forschung zum Erst- und Zeitspracherwerb und zur Mehrsprachigkeit in Deutschland durch zahlreiche Publikationen und Projekte maßgeblich geprägt, wobei die Verknüpfung der Spracherwerbsuntersuchungen mit grammatiktheoretischen Fragestellungen Vorbildcharakter für viele Nachwuchslinguist*innen hatte und hat. Bemerkenswert ist auch sein erweiterter Blick auf den Spracherwerb, der einerseits Bezüge zwischen dem Zweitsprachenerwerb und der Herausbildung von Pidgin- und Kreolsprachen herstellt und andererseits die Rolle des Spracherwerbs und der Mehrsprachigkeit für den Sprachwandel beleuchtet. Seine vielfältigen Forschungsaktivitäten an der Universität Hamburg, der er fast 30 Jahre als Professor für Romanische Philologie angehörte, mündeten schließlich in den dortigen Sonderforschungsbereich zur Mehrsprachigkeit, der die Mehrsprachigkeitsforschung endgültig als gesellschaftlich relevanten Forschungszweig der Linguistik etabliert hat. Das Bewusstsein, dass die Forschung auch Adressaten außerhalb der Wissenschaft suchen muss, zeigt sich in der jüngsten Buchpublikation, einem Ratgeber für Eltern zum bilingualen Spracherwerb.


  • 2018: Prof. Dr. Wolfgang Klein

    Preisträger Wolfgang Klein hält eine Rede.
    Die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft verlieh am 7.3.2018 auf ihrer Jahrestagung an der Universität Stuttgart den Wilhelm von Humboldt-Preis für ein linguistisches Lebenswerk an Prof. Dr. Wolfgang Klein.


    Der Preisträger ist ein Pionier in vielen Teilgebieten der Sprachwissenschaft. Er arbeitet zu den Themen Zweitsprachenerwerb, Tempus, zur Intonation, Textlinguistik und Computerlinguistik. Er ist ein umfassend gebildeter Gelehrter, dessen Denken immer wieder etablierte Grenzen überschritten hat.




  • 2016: Frau Prof. Dr. Marga Reis

    Preisträgerin Marga Klein hält eine Rede.Die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft verlieh am 24.2.2016 auf ihrer Jahrestagung an der Universität Konstanz den Wilhelm von Humboldt-Preis 2016 für ein linguistisches Lebenswerk an Frau Prof. Dr. Marga Reis.

    Die Preisträgerin hat über viele Jahrzehnte die sprachwissenschaftliche Forschung in Deutschland im Bereich Syntax und Grammatik-Pragmatik-Verhältnis entscheidend geprägt.  Neben ihrer eigenen Lehr- und Forschungstätigkeit hat sie in vielen verschiedenen Institutionen und Funktionen am Auf- und Ausbau der Sprachwissenschaft in Deutschland führend mitgewirkt. So war sie z.B. fast 20 Jahre in der Leitung von linguistischen Sonderforschungsbereichen tätig. Auch in der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses hat sie Herausragendes geleistet, wie die große Zahl ihrer inzwischen professoralen Schülerinnen und Schüler belegt. Die DGfS ehrt mit Marga Reis eine hervorragende Wissenschaftlerin, die sich fachlich und menschlich größter Anerkennung erfreut.


     

  • 2014: Herr Prof. Dr. Dieter Wunderlich

    Die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft (DGfS) verlieh am 5.3.2014, auf ihrer Jahrestagung 2014 an der Philipps-Universität Marburg, den Wilhelm von Humboldt-Preis für ein sprachwissenschaftliches Lebenswerk an Prof. Dr. Dieter Wunderlich.

    Professor Wunderlich ist einer der wichtigsten Wegbereiter der theoretischen Linguistik in Deutschland. Seine Forschungsthemen umfassen das gesamte Spektrum linguistischer Themen. Als Universalist im besten Sinne hat er daher wichtige Grundlagen für das Fach gelegt. Auf diese Weise hat er auch über die eigenen Veröffentlichungen hinaus sehr viele sprachwissenschaftliche Arbeiten angeregt: Seine Begeisterungsfähigkeit hat viele Studierende begeistert, viele Forschungsarbeiten begleitet und viele Kollegen inspiriert.


  • 2012: Herr Prof. Dr. Manfred Bierwisch

    (V.l.n.r.) Laudator Manfred Krifka, Preisträger Manfred Bierwisch, die Preisträgerinnen Annika Herrmann und Diana Forker Am 7. März 2012 wurde Prof. Dr. Manfred Bierwisch im Rahmen der 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft (DGfS) in Frankfurt am Main der erste Wilhelm-von-Humboldt-Preis für das Lebenswerk verliehen.

     

    Die DGfS ehrt hiermit eine Forscherpersönlichkeit, die wie keine andere in Deutschland die Sprach- und Grammatikforschung in nahezu allen ihren Bereichen beeinflusst hat. 

     

    Unser Bild zeigt (v.l.n.r.): Den Laudator Manfred Krifka, den Preisträger Manfred Bierwisch, den 1. Vorsitzenden Jürgen Lenerz und die Preisträgerinnen Annika Herrmann und Diana Forker.


     Manfred Bierwisch, 1930 in Halle geboren, promovierte 1961 in Leipzig mit einer noch heute maßgebenden Studie zur Syntax des Deutschen. Unter höchst schwierigen Bedingungen entstanden am Zentralinstitut für Sprachwissenschaft der Akademie der Wissenschaften der DDR Werke, die auch in Westdeutschland und darüber hinaus großen Einfluss gewannen – so der Kursbuch-Artikel zum Strukturalismus und Beiträge zur Phonologie, Prosodie und Morphologie des Deutschen, aber auch zur Theorie der Sprechakte, zur Psycholinguistik und zur Beziehung von Sprachstruktur und Musik. Mit der Entwicklung des Modells der Zwei-Ebenen-Semantik hat Bierwisch auch der Bedeutungsforschung wesentliche Impulse gegeben, zum Beispiel für unser Verständnis der metaphorischen und metonymischen Sprachverwendung und der Bedeutung von Adjektiven, von Präpositionen und von Vergleichskonstruktionen.